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Freaks’n Frens,
die aufmerksamen unter euch könnten meinen, wir hätten inzwischen Routine darin – in Wahrheit bricht es uns jedes verdammte Mal aufs Neue unsere fragilen Herzen. Es gibt keine schönen Worte, um Scheiße zu beschreiben, deshalb frei raus damit: Es wird dieses Jahr kein OFF THE RADAR geben.Die Gründe dafür sind sehr vielfältig und wir möchten uns Raum und Zeit nehmen, sie ausführlicher zu erklären.

Die Crew von der Alten Hölle hat uns mit so offenen Armen empfangen, dass wir noch immer gerührt sind, wie schnell wir als Wahlfamilie aufgenommen wurden. Nach der langen Zeit des Suchens und Nichtfindens fühlte es sich so gut an, endlich wieder sicher an einem obendrein so wundervollen Ort anzukommen. OFF THE RADAR in Brandenburg klang ganz nach unserer Kragenweite. Seit März lag eine generelle Anmeldebestätigung für die Genehmigung eures und unseres Lieblingsfestivals seitens des zuständigen Ordnungsamtes vor – was uns beherzt in die Vorproduktion hat springen lassen. Doch im Zuge der weiteren Veranstaltungsplanungen für den Sommer in der Alten Hölle trat kürzlich die dortige Naturschutzbehörde auf den Plan. Wir ersparen euch an der Stelle das Kleinklein des Schildbürger:innentums deutscher Behördenlandschaften und fassen es hier nur möglichst schwammig-präzise mit der ungeahnten Schwierigkeit zusammen, eine definitive Genehmigungssicherheit, die diesen Namen auch verdient, herzustellen. Würden alle deutschen Behörden ihre Aufgaben so ernst nehmen wie die Untere Naturschutzbehörde Potsdam-Mittelmark, so sind wir gewiss, wären nicht annähernd so viele Strafbefehle gegen Nazis ausgesetzt, wären keine 150.000 Schuss Munition verschwunden und würden wir hierzulande unerschrocken und sorgfältig gegen strukturellen Rassismus vorgehen.

Wir sind in Anbetracht dieses „Mit dem Rücken zur Wand“ Status sicher, dass wir uns mit längerem Anlauf und gemeinsam mit den Höllis bestens für zukünftige Ruhmestaten rüsten können. Im Augenblick jedoch ist das Paket ein zu großes, als dass wir es noch bis zum Veranstaltungsdatum schnüren (oder wahlweise auspacken) könnten. Und auch sind wir davon überzeugt, dass alle Gründe für die Absage 2023 auf schräge Art hervorragende Gründe FÜR Veranstaltungen unseres Kalibers sind, weil wir daran glauben, dass die Notwendigkeit zum Durchdrehen und zur Weltflucht auf der Hand liegen. Wir sind letztlich eure Lieblingsstehaufmenschen: Egal welche Art von Rückschlag, wir waren uns immer sicher: Wir bekommen das hin. Jetzt müssen wir aber doch einmal kurz mit voller Wucht auf die Bremse springen und schauen, wo wir als Gruppe bleiben, damit es uns in Zukunft noch als Gruppe geben kann und wir euch auch weiterhin auf die gute Seite des Radars ziehen können.

Um über den Behördenärger hinaus noch weitere Gründe für die Absage etwas näher zu beleuchten, kommen wir noch einmal auf den Vorverkauf zu sprechen. Denn der lief die ganze Zeit maximal schleppend. Uns war von vornherein klar, dass es mit dem nächsten Ortswechsel, der nächsten (heftigen) Preiserhöhung und den nächsten unvorhersehbaren Dingen allgemein schwer werden würde, euch von uns zu überzeugen. Dass es so schwer werden würde, damit haben wir nicht gerechnet. Zuletzt hatten wir kaum ein Fünftel der eigentlich vorhandenen Tickets verkauft. Klingt nach witzig-lauschiger Party im engsten Kreis – wäre ohne die Notbremse, die wir heute ziehen, aber relativ sicher unser finanzieller Genickbruch gewesen.

Treppenwitz der ganzen Geschichte: Es kamen uns immer wieder Gerüchte aus unterschiedlichen Quellen zu Ohren, dass das OFF THE RADAR längst ausverkauft sei. An der Stelle also einmal der freundliche Hinweis fürs dauerhafte Weiter- und Überleben von euren Lieblingsläden, -konzerten und -festivals: Wenn ihr das Gefühl habt, ihr wollt dabei sein, bitte kauft, wenn es euch möglich ist, eure Tickets lieber früher als später.

Es gibt aber auch eine generell eher brisante Seite dieser Entwicklung: Die großen Veranstaltungsschlachtschiffe kreuzen auch nach der Pandemie weiter halbwegs fröhlich in den Untiefen der Unterhaltungstiefsee. Die kleineren wie wir bekommen seit einiger Zeit kaum noch Wasser unter den Kiel, bzw. wenn doch, dann tun sich andauernd unvorhergesehene Strömungen und, äh, neue Großwetteragen auf, die kaum zu kontrollieren oder gar zu kompensieren sind. Wir müssen euch kein Wirtschaftswissenschaftsoberseminar anbieten, um euch die Zusammenhänge von Pandemie, Krieg, Inflation und Apokalypse näher zu bringen. Höchstwahrscheinlich merkt ihr selbst übertrieben heftig, wie wenig vom eh schon Wenigen am Monatsende auf dem Konto und im Geldbeutel noch übrig ist. Und dementsprechend weniger langfristig gestaltet sich eure Freizeitplanung. Fair enough.

Was sich bei euch im Kleinen abspielt, potenziert sich bei uns im etwas größeren Maßstab. Schwer kalkulierbare Preissteigerungen in praktisch allen Bereichen, gekoppelt mit den schier unmöglich vorhersehbaren Folgen des erneuten Ortswechsels und dem schlechten Vorverkauf, haben unsere eigentlich gute und stabile Kalkulation schnell wieder auf sehr wacklige Füße gestellt. Aber auch wenn wir, na ja, Kummer gewohnt sind, ein bestimmtes Maß an Planungssicherheit brauchen auch wir.

Wir machen uns jetzt erst einmal ans Durchfeudeln:
Unsere Wunden lecken.
Allen Bescheid geben

Wie und wann es weitergeht, erfahrt ihr über unsere üblichen Kanäle. Stay tuned.
Stay OFF THE RADAR